Arbeiten mit Wolle und Filz in Therapie und Pädagogik

Mit Alexandra van Megen.

Jede unbehandelte Schafwollfaser hat an ihrer Außenseite winzige Widerhaken. Der spezifische Fettgehalt verhindert das Ineinanderhaken der einzelnen Haare, also das Verfilzen. Durch Zugabe von Olivenseife, starke Temperaturschwankungen und durch kräftiges aneinander reiben, verhaken sich beim Filzen die einzelnen Wollfasern und bilden so eine geschlossene, dichte Fläche.

Der Filzvorgang ist gut strukturiert und verläuft in klaren überschaubaren Schritten. Die Naturgesetze bestimmen das grundlegende Gelingen im Prozess der Verfestigung und der Formung.

Die Filzerin erlebt viele Qualitäten im Laufe des Prozesses: Sie umfassen das zarte Zupfen, Streichen, Weichheit, Wärme, Nässe, bis hin zum aggressiven Reiben und Knüllen. Das Filzen ist eine sich wiederholende, rhythmische, empfindsame Bewegung, die sich intensiviert. Dies führt zu einer Vertiefung der Berührungsempfindung, hinein in die Gefühlswelt.

„Filz ist Wärmeisolator,-bewahrer und damit Lebensbewahrer, Laute dämpfend, abdichtend, einhüllend, abschirmend, hat in sich Luft eingeschlossen: symbolisch soll dies die im Verlauf der Evolution entwickelte Wärme – die geistige Wärme, das geistige Leben – bewahrt werden.“ (Literatur: G. Adriani, Joseph Beuys: Leben und Werke, Köln, 1981)

Die Auseinandersetzung mit der Wolle stärkt die Körperwahrnehmung, indem sie ein differenziertes Erlebnis von kalt und warm, trocken und feucht, fest und lose, rau und weich etc. ermöglicht. Durch den eigenen Krafteinsatz von Zupfen, Streichen und Reiben entsteht aus dem diffusen Material eine konkrete fassbare Form und ermöglicht so die haptische Erfahrung der Veränderung des Ausgangsmaterials.

Darüber hinaus kann das Vertrauen in den kreativen Prozess bestätigt werden, indem aus einer eher flauschigen Idee ein handfestes Objekt geschaffen wird. Dabei folgt man/frau einem strukturierten, iterativen Ablauf, der von den Naturgesetzten vorgezeichnet ist. Die Erfahrung, dass man praktisch nichts falsch machen kann, ist für viele entlastend und befreiend.

Neben diesen Hauptthemen kann der Therapeut/ Pädagoge in einem Filzprozess auch die Themen „Innere Ordnung“, „Bewegung und Wandel“, „Körperkraft und ihre Wirkung“, „Kreativität und Individualität“ bearbeiten.

In diesem Kurs vermittle ich im praktischen Tun die Grundkenntnisse des Filzens, so dass die Teilnehmer das Erlernte in Therapien mit Klienten anwenden können und/oder sich für ihre Praxis therapeutisches Material filzen können. Wissenswertes über die Materialien, Filzideen und Praxisbeispiele schaffen den Transfer in den Alltag.

Kursinformationen

Freitag bis Sonntag 27.09. – 29.09.2019

Der Preis für den Kurs wird mit dem Programm der KIKT Akademie veröffentlicht.

Der Kurs findet statt in der KIKT Akademie e.V., Antwerpener Str. 46, 50672 Köln

Anmelden könnt Ihr euch unter

https://www.kikt-akademie.de/programm-koeln-weiterbildung.php